Buntglasfenster im Altarraum (2006-2008)

Blut, Wasser und Geist –
Erläuterungen zur Bildsprache der drei Chorfenster
(von Pfarrer Stefan Bäuerle)

 

Buntglasfenster 1In ihrer langen, nahezu 1000-jährigen Geschichte war die Alte Kirche in Körrenzig ständigen Veränderungen ausgesetzt, die immer auch ein Abbild des jeweiligen Zeitgeistes waren. In diesem Sinne haben sich Kirchenvorstand und der Verein „Rettet die Alte Kirche“ dazu entschieden, die früher zum Teil vermauerten und während der Renovierungsarbeiten wieder geöffneten Fenster im Chorraum mit einem völlig neuen, zeitgemäßen Bildmotiv zu schmücken. Dabei sollte allen drei Fenstern ein verbindendes Thema zu Grunde liegen. Dessen Umsetzung war allein durch Formen und Farben und nicht etwa durch figürliche Gestaltung erwünscht. Mit der Körrenziger Kirche ist unmittelbar das Thema „Wasser“ verbunden. Davon zeugen die ursprünglich hinter der Kirche zur heutigen Straße „Dämmchen“ gelegenen „sprudelnden“ Quellen, die auch von den Korbmachern des Ortes verwendet wurden, um die geschnittenen Weidenruten im Wasser feucht zu halten. Durch Grundwasserabsenkungen sind diese Quellen in den 1950er Jahren versiegt, was Konsequenzen für die Bodenbeschaffenheit und damit teilweise auch den Baugrund der Kirche hatte.
 

Buntglasfenster 2Beim Blättern in der Bibel stieß ich auf einen Vers im Johannesbrief, der schließlich das Thema „Wasser“ aufnimmt und gemäß der drei Chorfenster in einer Dreiheit einordnet (1 Joh. 5,8): „Und drei sind es die Zeugnis geben auf Erden, der Geist, das Wasser und das Blut, und diese 3 sind eins.“

 

Das zentrale Fenster hinter dem Zelebrationsaltar, ist gemäß dieser Sentenz aus dem Johannesbrief mit seinen kräftigen blutroten Farben das „Blutfenster“. In der Mitte des Fensters erhebt sich ein Kreuz. Das Motiv zeigt also das Blut Christi als Sinnbild für das Leben, Leiden und Sterben Christi. Christus, der sein Blut vergießt, wie die Evangelien sagen, damit die Welt das Leben hat. Genau vor diesem Fenster wird die Heilige Messe, die Heilige Eucharistie gefeiert. Leib und Blut Christi sind da, damit die Menschen, die zum Gottesdienst versammelt sind, durch Christus Leben haben. Im Übrigen steht die Farbe Rot für die Liebe schlechthin, die Liebe Gottes zu uns Menschen, die Liebe die uns verbindet und uns selbst Liebende werden lässt.

 

Buntglasfenster 3Neben diesem zentralen Fenster greift nun das rechte Fenster das Ausgangsthema „Wasser“ auf. Die Position an der rechten Seite des Altares ergibt sich schon durch die Ausrichtung des Fensters mit Blick auf den ehemaligen Quellbereich. Zudem ist an dieser Seite des Altares der Ort, an dem während der Liturgie Wein und Wasser gemischt werden. Somit ist auch hier wieder ein Anklang an die Kreuzigungsszene selbst gegeben: sie durchbohrten sein Herz und zugleich flossen Blut und Wasser hervor. Die Tradition der Kirche sagt, aus dem Herzen Christi entspringen die Quellen, die Sakramente, insbesondere das Sakrament der Taufe: Wir sind Kinder Gottes, Schwestern und Brüder Jesu Christi, hineingenommen in die Gemeinschaft derer, die zu Christus gehören, aufgenommen in die Kirche, die sich hier seit 1000 Jahren versammelt. Wasser ist insgesamt Quelle des Lebens, ohne Wasser wird die Existenz des Menschen bedroht.


Buntglasfenster 4Das linke Fenster repräsentiert als drittes Fenstern neben dem „Blut-“ und „Wasserfenster“ nun den Geist. Dies auch wieder in Anklang an die Kreuzigungsszene, denn als Christus am Kreuz starb, hauchte er seinen Geist aus und gab ihn damit in das Leben der Menschen. Das heißt, wir leben vom Geist Gottes. Wir leben von dem Geist, aus dem Christus gelebt hat, der in der letzten Konsequenz der Geist (der Wille) des Vaters ist. „Dein Wille geschehe“ sagt Christus im Hinblick auf seinen Tod am Kreuz. Das Bild des Geistes ruft in uns den Geist Gottes wach, der ausgegossen ist in unsere Herzen, da wir getauft sind. Die sieben Gaben des Heiligen Geistes befähigen uns, das neue Leben in Christus zu gestalten und so auch unser Zusammenleben in Pfarrgemeinde und Dorf: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht.


Auf dieser Grundlage bilden die drei Fenster ein großes farbkräftiges Altarbild, welches uns die eine biblische Aussage aus dem Johannesbrief deutlich vor Augen malt. Je länger wir darauf schauen, desto weniger sind wir bloße Betrachter, sondern erleben uns als Angesprochene, die selbst Zeugnis geben können, ja Zeugen werden für das, was diese Fenster aus dem Johannesbrief uns übersetzen: 1. Der Mensch durch das Blut Christi erlöst und mit Christus blutsverwandt. 2. Der Mensch aus dem Wasser der Taufe wiedergeboren zum neuen Leben als Kind Gottes. 3. Der Mensch, der wissen darf, wessen Geistes Kind er ist. Weiter heißt es dann im Johannesbrief (1 Joh. 5,11-12): „Und das Zeugnis besteht darin, dass Gott uns das ewige Leben gegeben hat; und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben“.
 

(Auszug aus dem im Jahre 2012 veröffentlichten Buch "Die alte Pfarrkirche St. Peter zu Körrenzig", von Simon Matzerath, ISBN 978-3-930808-11-3)