Sanierung der Alten Kirche
Nach Gründung des Fördervereins bildete sich eine Gruppe von ca. 25 Aktiven, die bestimmte Arbeiten in Eigenleistung erbringen wollten. Ihr erster wichtiger Arbeitseinsatz war allerdings der Abbruch der Sakristei. Er war erforderlich, um den Zugang zu den Fundamenten im hinteren Bereich zu ermöglichen. Danach mussten die Aktiven und der gesamte Verein aber nahezu drei Jahre warten, bevor mit der eigentlichen Sanierung begonnen werden konnte.
Als Erstes musste die Standsicherheit der Alten Kirche wiederhergestellt werden. Diese Arbeiten wurden unter der Leitung von RWE Power durchgeführt und gemeinsam mit dem Bistum Aachen finanziert und begannen im Jahr 2000. Im Rahmen dieser Maßnahmen wurden die südliche und östliche Außenmauer abschnittsweise unterfangen und die Fundamente mit Beton unterfüllt. Weiterhin wurden die Außenmauern der Kirche horizontal durchbohrt und eine Horizontalverankerung zur weiteren Erhöhung der Standsicherheit eingebracht. Mit dem Verpressen der Risse in den Gewölben wurde diese Maßnahme im Jahre 2001 abgeschlossen. |
Situation am rechten Seitenaltar nach Wiederherstellung der Standsicherheit, Quelle: Rettet die Alte Kirche
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Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Innere der Kirche in einem erbärmlichen Zustand. Der Holzfußboden im Mittelschiff und im Altarbereich war verrottet, die Wände aufgrund der über 40 Jahre eindringenden Feuchtigkeit total durchnässt. |
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Öffnungen im Boden zeugten von den Grabungen im Vorfeld der Arbeiten. Das alte Mobiliar der Kirche war im Westjoch des südlichen Seitenschiffes gelagert und größtenteils von Holzwurm befallen. Die Fensterrahmen hatten keinen Anschluss mehr an das Mauerwerk, die Fensterbacken und auch die Turmspitze waren morsch.
Ursprünglich sah das Konzept zur Wiederherstellung der Kirche vor, nur die notwendigsten Arbeiten in einfachster Form auszuführen. Dies sollte in etwa 10…15 Jahren geschehen. Doch folgende Entwicklung war für eine ganz andere Entwicklung verantwortlich. RWE Power verzichtete 2002 auf die Berechnung der entstandenen anteiligen Mehrkosten - die laut Vertrag dem Bistum Aachen hätten in Rechnung gestellt werden können – falls das Bistum der Pfarrgemeinde die entsprechende Summe für die Wiederherstellung der Kirche zur Verfügung stellt. Für den Kirchbauverein war das natürlich ein Glücksfall, verfügte er jetzt über Mittel, die eine grundlegende Sanierung der Kirche ermöglichten: |
Blick in das Mittelschiff vor der Sanierung, Quelle: Rettet die Alte Kirche
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So wurden im Rahmen der Sanierungsarbeiten bis September 2005 u.a.
Wiederherstellung des Bodens im Rahmen der Sanierungsarbeiten, Quelle: Rettet die Alte Kirche
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Natürlich konnten nicht alle Arbeiten in Eigenleistung erbracht werden, hier erhielt der Bauverein großzügige Unterstützung durch die ortsansässigen Handwerksbetriebe. Die Arbeitsstunden der Aktiven summierten sich dennoch auf ca. 3400. Im Zeitraum bis September 2005 wurden insgesamt 180.000 € verbaut, die neben der bereits erwähnten Spende von RWE Power bzw. Bistum Aachen durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sonderaktionen des Vereins zusammenkamen.
Im September 2005 war der langersehnte Tag für die Pfarrgemeinde gekommen: unter großer Beteiligung der Ortsbevölkerung erfolgte der Wiedereinzug in die Alte Kirche. Seitdem wird die Kirche sowohl für kirchliche als auch weltliche Zwecke vielfach genutzt, sie wurde von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Durch Spenden aus der Bevölkerung - also nicht aus Mitteln des Bauvereins - konnte im Herbst 2005 das erste Buntglasfenster im Altarbereich montiert werden. Das Fenster wurde ebenso wie das Konzept für die Gestaltung der restlichen Buntglasfenster in der Kirche von dem Krefelder Künstler Hubert Spierling (†) entworfen, hergestellt wurde es in der Glasmalerei Oidtmann in Linnich.
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Kurz vor dem Wiedereinzug im Jahre 2005: Sanierung der Turmspitze, Quelle: Rettet die Alte Kirche |
Im Frühjahr des Jahres 2008 konnte das von dem bekannten Künstler Hubert Spierling entworfene Ensemble von drei Buntglasfenstern im Altarbereich und dem Tauffenster aufgrund großzügiger Spenden aus der Körrenziger Bevölkerung komplettiert werden.
Die Buntglasfenster im Altarbereich der Alten Kirche, Quelle: Günther Krol
Die langersehnte Sanierung des Daches wurde im Jahre 2011 abgeschlossen. Diese Maßnahme wurde, einerseits durch die Unterstützung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) möglich, anderseits durch ein auf mehrere Jahre angelegtes Finanzierungskonzept, auf das sich die Pfarrgemeinde und der Förderverein einigten.
In den Jahren 2007 bis 2016 wurde das von Hubert Spierling (†) entworfene Gesamtkonzept für die seitlichen Buntglasfenster ebenfalls umgesetzt. Heute schmücken insgesamt sieben Buntglasfenster die Alte Kirche. Alle Fenster wurden durch Bewohner oder Vereine der Ortschaft Körrenzig gespendet.
Im Jahre 2020 konnte Dank einer Zuwendung aus dem Denkmalfördergrogramm 2020 des Landes NRW die langersehnte Sanierung der in einem bedenklichen Zustand befindlichen Glockenstühle in Angriff genommen werden. Ziel dieser Sanierung ist, die beiden mehr als 500 Jahre alten Glocken wieder zu läuten. Zu diesem Zwecke wurden auch neue, moderne Läutewerke bestellt. Sie ermöglichen es, das Klangvolumen der Glocken optimal zur Geltung zu bringen, aber gleichzeitig auch die eingeleiteten Kräfte in die sanierten Glockenstühle zu reduzieren. Im Februar 2022 konnten die nahezu 2-jährigen Arbeiten mit einem umfangreichen Stabilitätstest abgeschlossen werden. Am Ostermontag wurden Glocken und Läutewerk im Rahmen eines "Glockenfestes" der Dorfbevölkerung vorgestellt.
Die Alte Kirche Körrenzig ist wieder nutzbar. Aber gerettet ist sie dennoch nicht. Der Förderverein hat noch einige Herausforderungen zu meistern. So sollen die Sanierung der ebenfalls denkmalgeschützten Umfassungsmauer aus dem Jahre 1657 und die Neugestaltung der Fläche innerhalb der Umfassungsmauer im Rahmen des Projektes "Kultur-Raum Alte Kirche" erfolgen. Hierfür konnten erfolgreich Mittel aus dem LEADER-Programm eingeworben werden. |